Das DEEP ELEM Team - Robert

Name:  Robert Enrico Rurländer

Jobs:     Recording, Intellectualizing, Percussion

Whisky: Bunnahabhain


     

Contact Robert: allowed by bush drum only


Self-Portrait: Spät berufen - aber nicht umsonst

Das erste Mal, dass ich mit Musik von Grateful Dead in Berührung kam war wohl um 1970. Ich konnte damals als knapp 17-jähriger wenig mit den Dead anfangen, oder ich hab die falschen Stücke gehört. Jedenfalls dauerte es dann noch über zwei Jahrzehnte, bis ich mich dieser Musik, ihrer Bedeutung und ihren Ursprüngen öffnen konnte, ein Gefühl dafür entwickelte, und zwar über die Rhythmik und Percussion. Eigentlich hätte es bei mir mit der Trommelei schon in den späten 60ern beginnen können, doch mein musikalischer Werdegang führte mich über zahlreiche Um- und Nebenwege reichlich spät zu den Schlag- und Rhythmusinstrumenten.

Ich war wohl 15 Jahre alt, als ich auf meiner Bettcouch sass und mit Trommelstöcken jene eifrig maträtierte um Vanilla Fudge und The Nice und die frühen Pink Floyd und Deep Puple Songs zu begleiten. Und ich träumte schon zu jener Zeit von einem elektronischen Schlagzeug mit anschlagempfindlichen Pads, die jeden Sound zum klingen bringen könnten, den man sich vorstellen kann. Mit Blues hatte ich zu jener Zeit nur wenig "auf´m Hut", nur die langsamen, träge dahinflissenden Songs der Mississippi-Region brachten mich etwas zum träumen. Für mich aber war diese Zeit damals wegen der exotischen und synthetischen Klänge bedeutsam und prägend mit denen einige Rockbands und individualisierte Soundtüftler hervortraten. Die ersten kommerziellen aber schier unerschwinglichen Synthesizer und Mellotrons kamen auf den Markt. Und weil die Dinger so furchbar teuer waren, bastelte ich mir 1970 selber einen zusammen: Fünf Rechteck- und zwei Sinusgeneratoren, miteinander verschaltbar und gegenseitig steuerbar, keine Tatstur, keine Filter, aber dafür 25 Regler und 16 Schalter. Ein wenig Erfahrung mit dem elektronischen Zeugs hatte ich mir schon einige Jahre früher angeeignet - ebenfalls durch Selbstbau: ein Dreikanal-Mischpult für Mic, Tape und Plattenspieler.

Begeistert hörte ich in den frühen Siebzigern u.a. Pink Floyds Quicksilver (More), Kraftwerk (1), Tangerine Dream, Klaus Schulze und Terry Riley und stiess auch auf Pierre Henry, den legendären Franzosen, der bereits 1962 mit seiner Messe Pour Le Temps Présent den elektronischen Rock-Pop der 70er (z.B. Emmerson Lake & Palmer) grandios vorwegnahm. Tage- und nächtelang surfte ich durch die schier endlosen Klangräume, experimentierte mit Hallspiralen und den noch rudimentären Möglichkeiten meiner Soundbearbeitung mit Hilfe zweier Uher-Bandmaschinen.

Zwei Ereignisse aus dieser Zeit sind mir auch heute noch wichtig, lieb und wert: Einmal die Konzertreihe "Elektronische Musik der Gegenwart", die während der Olympiade 1972 in München stattfand. Gähnende Leere im Zuschauerraum während der Aufführungen im Anbau vom Haus der Kunst - doch auch brechende Fülle des südlichen Engischen Gartens, als Karl-Heinz Stockhausen seinen vier Stunden dauernden Sternengesang im Freien vor ca. zehtausend Zuhörern mit 7 Musikgruppen nächtens aufführte; ein grandioses Spektakel! Das zweite Ereignis war ein ebenso legendäres Konzert von Tangerine Dream in der Sankt Benno Kirche in München 1975: die Kompositionen aus Zeit und Phaedra im Ambiente eines spätgotischen, Mystik verströmenden Kirchenraums, das war damals für mich nicht mehr zu "toppen".

Aber auch mit konventionellen Klangerzeugern beschäftigte ich mich, wenn auch eher untergeordnet. Eine einfache Gitarre, im Speicher eines Onkels entdeckt, begleitete mich ab 1969, bis ich mir 1975 eine "gescheite" 12-saitge Yamaha anschaffte. Über einfache Folksongs und damals gängige Hits kam ich aber beim Gitarrenspiel nie hinaus. Auch hier faszinierten mich die Sounds und Klänge mehr als verschachtelte Grifffolgen und anspruchsvolle Riffs. Eine Harfe wäre wohl das "Überding" im Saitenspiel, dachte ich mir damals, wenn nicht der hohe handwerkliche Anspruch zum Spielen eines solchen Instruments wäre ...  Aber im Folkladen in München entdeckte ich 1978 den für mich idealen Kompromiss zwischen Sound und musikalischem Können: die "Auto-Harp", ein Instrument zwischen Zither, Harfe und Schreibmaschine. Über diese Zeiten hinweg war Rhythmus für mich schon auch wichtig, aber untergeordnet. Eine einfache, billige Bongo begleitete meine Synthie-Sound- und Gitarrenaufnahmen, wie alle Instrumente damals autodidaktisch in Selbsterfahrung angeeignet und von Leuten, die es etwas besser konnten als ich abgeguckt. Wilde ungestüme Zeiten ...

Dann, 1975 neuerliche "Bastelphase". Zwei Jahre plante, werkelte und lötete ich an einem selbstzubauenden 16 Kanal-Mixer mit 8 Aux-Wegen, Effekten (Hall, Echo, Vibrato usw.), alles - klaro - noch analog, aber ich konnte damit mit Freunden zusammen schon g´scheit Liverecording machen. Die ganzen achziger Jahre waren dann eher von "passivem" Musikgeschehen geprägt: Ich war frisch verheiratet. 1991 war dann für mich ein bedeutsamer musikalischer Wendepunkt. Das Angebot eines Samba-erfahrenen Lehrers aus Garching an der Alz, Hans-Georg Kastner, einer Afro-Trommelgruppe bezutreten, faszinierte mich, trieb mich begeistert in die Selbsterfahrung westafrikanischer Poly-Rhythmik: "Zwei gegen Drei", "Drei gegen Vier", Djémben, Boukarabous und besonders die mit Stöcken zu spielenden afrikanischen Basstrommeln (Kenkeni, Sanban und Doundounba) taten mir´s an und ich wurde Basstrommelspieler bei der Gruppe "Zwerchfell". 1993 kaufte ich mir aber dann doch die erste "Hand"-Trommel, die kintoartige Tubano von Remo, bereits im "native" Dekodesign. Faszinierend die instrument-technische Ausführung: auch bei Nässe und Kälte spielbar, dank Polyester-Kunststofffell, Schalldruck-Booster ähnlich wie bei einer Djémbe, Sound ähnlich einer Kinto (hochtönende Conga), stundenlang spielbar ohne rote Hände und taube Finger zu bekommen. Wie dankte ich damals schon dem mir noch unbekannten Konstrukteur wegen dieses Instuments und kaufte die mittlere und die tieftönende Tubano ein Jahr später nach. Ein Jahr nahm ich auch Conga-Unterricht bei Claus Tischer (Prien am Chiemsee) und eignete mir einige nordbraislianische Rhythmen an.

1995 stolperte ich in einem Plattenladen über Mickey Heart´s CD "Planet Drum" und war sofort begeistert. Doch noch blieb mir die Verbindung zwischen meinenTubanos, Mickey und den Deads vollends verborgen. Um diese Zeit sprach mich Hans Zieglgänsberger an, ob ich nicht Lust hätte mal bei einer Gitarrengruppe in Burghausen die Percussion zu machen. Die Songs, die diese Jungs (Hans, Jason, Harry) drauf hatten, gefielen mir sehr gut, ich fand mich da recht schnell rhythmisch zu recht und aus den Proben wurde bald schon ein festes Engagement. Trotzdem dauerte es über ein Jahr, bis mir klar wurde (bzw. klar gemacht wurde), dass hier Songs von den Dead und ihren musikalischen Vorbildern gespielt und gecovert wurden, wobei ich ungeniert und ungehindert von den Saitenspielern, passende urwüchsig afrikanische und gelegentlich auch brasilianische Rhythmen mit den Tubanos hineinklopfte. Doch dann ging es rund. Den Schleier der Unwissenheit lüftete mir 1997 Mickey Heart mit seinem biographischen Werk "Die Magische Trommel" ( many, many thanks Mickey!) und schlagartig war mir klar, was afrikanische Rhythmik, meine Remo-Tubanos (designed and created by Mickey Heart!), der Blues, die Dead-Songs und unsere Band miteinander zu tun haben und warum alles so schön miteinander zusammenpasst und ich mich bei diesem Cross-Over so wohl fühle.

Seit 1999 leite ich eine eigene Rhythmusgruppe in Burghausen (BuBongo) und trommle weiterhin begeistert bei den DEFT´s. Ich habe mir 1997 den ersten und 2001 den zweiten "Musik-Computer" angeschafft, mache damit Mitschnitte und Recordings voll digital und bin glücklich, meine verschiedenen Veranlagungen, Bedürfnisse und Fähigkeiten auf einen Nenner gebracht zu haben.

Robert